Wer sich öfter unsicher auf den Beinen fühlt, sollte die Ursachen ärztlich abklären lassen

Ideen, Infos & Tipps für ganzheitliches WohlbefindenSchwindel gehört gerade bei älteren Menschen zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch. Er kann sich auf vielfältige Weise bemerkbar machen, zum Beispiel als klassischer Drehschwindel, bei dem man sich fühlt wie auf einem Karussell und dadurch in Sturzgefahr gerät, oder als Lagerungsschwindel, der oft im Bett auftritt und zu heftiger Übelkeit führen kann. Manchmal scheint sich auch der Boden unter den Füßen zu bewegen, was als Schwankschwindel bezeichnet wird. Hinter diesen verschiedenen Arten von Gleichgewichtsstörungen können zahlreiche unterschiedliche Ursachen stecken. Oftmals treten Schwindelsymptome urplötzlich auf und verunsichern die Betroffenen. „Als Auslöser kurzfristiger Schwindelbeschwerden ist in erster Linie der gutartige, anfallsweise auftretende Lagerungsschwindel zu nennen. Es kommen aber auch Herzrhythmusstörungen, Kreislaufbeschwerden, Migräne und bestimmte Medikamente infrage. Auf jeden Fall sollte eine Abklärung von ärztlicher Seite erfolgen“, erläutert Dr. med. Jochen Reichel, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aus München-Bogenhausen.

 

Beschwerden abklären und individuell behandeln

Da die Gleichgewichtsorgane in den Ohren liegen, sind Hals-Nasen-Ohren-Fachärzte meist der richtige Ansprechpartner. Den häufigen Lagerungsschwindel etwa, bei dem sich im Innenohr kleine Kristalle gelöst haben und die Drehgefühle auslösen, können die Fachärzte mit Hilfe spezieller Untersuchungsmethoden leicht diagnostizieren, um anschließend ein geeignetes Befreiungsmanöver einzuleiten. Bei dieser Übung werden die Kristalle durch bestimmte Bewegungen wieder aus den Bogengängen des Innenohrs herausgeschleudert. Oft sind die Ursachen aber weniger eindeutig. So kommen etwa bei Schwankschwindel laut dem Nürnberger HNO-Arzt Dr. med. Jörg Sebastian neben normalen Alterserscheinungen auch verschiedene Erkrankungen des Nervensystems oder des Innenohrs sowie psychische Auslöser wie Angststörungen infrage. „Deshalb sollten diese Beschwerden auch fachübergreifend untersucht werden, um dann eine individuelle Behandlung einleiten zu können“, so der Experte.

 

Medikamente können müde machen

Je nach Grunderkrankung muss die Behandlung individuell angepasst werden. Neben den oben genannten Befreiungsmanövern können laut den Experten etwa Physiotherapie, Chirotherapie, Akupunktur sowie Psychotherapie eingesetzt werden. Auch bestimmte Medikamente können den Gleichgewichtssinn normalisieren, haben aber oft unerwünschte Nebenwirkungen. „Fast alle Schwindelpräparate enthalten im Gehirn wirkende Substanzen. Diese dämpfen und machen müde. Weiterhin hemmen diese Medikamente die Schwindelkompensation, also die Möglichkeiten des Organismus, sich selbst an die Beschwerden anzupassen“, weiß der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. med. Thomas Zickler aus Pfungstadt. Er empfiehlt deshalb: „Müde machende Medikamente zur Schwindeltherapie sollten nur so kurz wie möglich eingesetzt werden. Alternativ gibt es gut verträgliche Mittel, die nicht schläfrig machen. Sehr gut untersucht ist hier ‚Vertigoheel‘, das sich zur Behandlung von Schwindelanfällen bewährt hat.“ Es kann die Schwindelgefühle lindern, die Durchblutung feinster Blutgefäße fördern und hat keinen dämpfenden Effekt.

 

Selbsthilfe kann viel bringen

Zur Minderung von Schwindelsymptomen und zur Absicherung gegen Stürze können Patienten aber auch selbst viel beitragen. „Als unspezifische Maßnahme im Sinne einer Selbsthilfe rate ich zu einem Gleichgewichtstraining“, so Professor Dr. med. Karl-Friedrich Hamann, ehemaliger Extraordinarius an der HNO-Klinik der TU München und leitender Arzt im MVZ Bogenhausen.  „Damit ist eine Stabilisierung der Gleichgewichtsfunktionen möglich.“ Dazu sind besonders für Senioren vorbeugende Maßnahmen gegen Unfälle wichtig. Dr. Reichel nennt hier Hilfsmittel wie Bettsicherungen und Gehhilfen sowie eine Notfallklingel oder andere Notrufsysteme. (djd).

 

Weitere Informationen:

Informationen zum Thema Schwindel und Gleichgewichtsstörungen finden Betroffene auch online, zum Beispiel auf den Seiten hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/schwindel/was-ist-schwindel.html und ratgeberzentrale.de. (djd).

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